Mehr Nachhaltigkeit im Projektmanagement
„Grünes Projektmanagement“ (auf neudeutsch oder in Beratersprech „GreenPM“) wird zunehmend auch in der IT-Branche diskutiert. Green PM will Nachhaltigkeit in das Projektmanagement zu bringen. Was aber bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit in diesem Kontext? Anbei dazu zwei sich ergänzende Definitionen:
Die des MIT/Sloan School of Management besagt nichts weniger, als dass Systeme (einschließlich natürlicher und menschlicher) regenerativ und ausgewogen sein müssen, um ihr Überleben zu garantieren. (vgl. http://mitsloan.mit.edu/…„>http://mitsloan.mit.edu/…)
Eine weitere Begriffserklärung entstammt einer verkürzten Form des Brundtland-Berichtes von 1987. Sie definiert nachhaltige Entwicklung als eine, die den Bedürfnissen der jetzigen Generation dient, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden (vgl. http://de.wikipedia.org/…„>http://de.wikipedia.org/…, siehe auch unten, Quellenangaben)
Zunächst einmal muss betont werden, dass Projektmanager bzw. ihre Aufgaben im Wesentlichen immer „grün“ waren. In Projekten ging es immer schon darum, Kosten zu reduzieren, den Nutzen zu steigern und vor allem knappe Ressourcen zu schützen.
Dies sind also Ziele, die von vorne herein bestens zum Green PM passen. Beim Konzept „Grünes Projektmanagement“ soll es jedoch nicht nur um Projekte gehen, die einen offensichtlichen Zusammenhang zur Umwelt haben, wie zum Beispiel bei der Entwicklung eines Windparks. Vielmehr handelt sich um eine generelle Erweiterung des klassischen Projektmanagements, also um eine erweiterte Sichtweise auf das Projekt. Nicht nur das Projekt, sondern auch der Produktlebenszyklus muss im Auge behalten werden.
Beispielsweise ist der Ressourcenverbrauch eines Kühlschranks am größten während des Betriebs, also nach dem Projektlebenszyklus der Entwicklung! Ein weiteres Beispiel ist die Berücksichtigung nachfolgender Generationen, die als Erben des Projektnachlasses eventuell für die Außerbetriebnahme und Entsorgung der Produkte sorgen müssen.
Bleibt die wichtige Frage zu klären, ob bzw. warum dieser Ansatz nicht nur der Umwelt hilft, sondern auch finanzielle Vorteile für den Projektsponsor mit sich bringen kann. Neben der Vermeidung von Abfall und der Schonung von Ressourcen bedient die Sicht auf ein Projekt durch die Brille der Nachhaltigkeit zumindest im Moment noch die „Grüne Welle“ und kann also in Sympathie- bzw. Image-Punkten resultieren. Dass noch weit mehr dahintersteckt, ist auch in der Industrie inzwischen angekommen. Eine Studie der Boston Consulting Group zeigt, dass sich die Einstellung der Unternehmen zur Nachhaltigkeit als ein Garant der Wettbewerbsfähigkeit drastisch geändert hat. Der Druck der Verbraucher ist einfach zu groß geworden.
Beispielsweise gibt es von ClimateCounts.org eine iOS App, die den Nutzern eine Möglichkeit gibt, ihre Kaufentscheidung auch von dem Bemühen der Unternehmen abhängig machen zu können, ihren klimatischen Fußabdruck möglichst gering zu halten. Dieses Bemühen wird auf einer 100-Punkte-Skala und anhand von Kriterien wie „Climate Footprint“, Relevanz für die globale Erwärmung etc. bewertet (https://itunes.apple.com/…„>https://itunes.apple.com/…).
Die Kostenfrage
Doch wie hoch fallen die Kosten für die Integration der Nachhaltigkeit konkret aus? Eine mögliche Antwort findet sich beim Qualitätsmanagement (Philip B. Crosby „Quality is free“, 1979). Äquivalent zur Bestimmung der Kosten für die Qualität, lässt sich aber auch sagen: Die Kosten für die Nachhaltigkeit sind die Kosten, die entstehen, um die Umweltschäden bzw. -risiken wieder zu bereinigen, die im Produktdesign nicht berücksichtigt worden waren. Wie hoch diese sein können, zeigen etwa die durch die „Exxon Valdez“ oder durch die BP-Ölplattform „Deepwater Horizon“ verursachten Naturkatastrophen.
Aktionsplan statt Aktionismus
Der Weg zur Integration der Nachhaltigkeit im Projektmanagement führt über die Definition eines Aktionsplans, der – analog zum klassischen Projektmanagementrahmen – ebenfalls in ein Managementframework eingefasst werden muss. Letztlich kann jedes PM-Framework um die „grünen“-Anforderungen erweitert werden. Im empfehlenswerten Buch von Prof. Tom Taylor „Sustainability Interventions – for managers of projects and programmes“ werden die Eingriffspunkte in die Lebenszyklen von Projekten und Programme identifiziert und in einem Arbeitsplan zusammengefasst. Im Arbeitsplan werden allgemein funktionsbezogene oder allgemeine Aktionslisten verwaltet (vgl. http://de.slideshare.net/…„>http://de.slideshare.net/…).
Ein ähnlicher Ansatz wird von Richard Maltzman und David Shirley in ihrem Buch „Green Project Management“ verfolgt (vgl. www.earthPM.com„>www.earthPM.com). Ausgehend vom Projektmanagementstandard des Project Management Institute (www.pmi.org„>www.pmi.org) werden hier die Projektphasen des Projektlebenszyklus (Initiierung, Planung, Ausführung und Kontrolle sowie Abschluss) konsequent in Richtung grünes Projektmanagement erweitert. Auch dieses Buch endet mit Listen konkreter Techniken zur Anwendung.
Die vielleicht konsequenteste Umsetzung, die sogar einen Zertifizierungspfad einschließt, findet sich in der Methode PRiSM von GPM (http://www.greenprojectmanagement.org„>http://www.greenprojectmanagement.org). Auch hier bilden die traditionellen Projektphasen die Ausgangsbasis. Mögliche Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit der Aktionen sind mehr oder weniger grün eingefärbt.
Bei Unternehmen, die ein Umweltmanagementsystem entsprechend der Norm ISO 14001 (vgl. www.iso.org/…„>www.iso.org/…) eingeführt haben, unterstützt dieses die beschriebene Fassung der Prozesse und deren Umsetzung sogar direkt.
Fazit und Ausblick
Künftig wird die Nachhaltigkeit wie zuvor schon das Qualitätskonzept seinen Weg in unsere Projekte sowie die resultierenden Produkte und Dienstleistungen finden. Auf diesem Weg sind Methodologien, Frameworks und Tools noch teils aufwändig anzupassen. Doch der Aufwand lohnt sich.
Quellennachweis:
MITsloan/BCG-Research Report Winter 2012: Sustainability Nears a Tipping Point (www.sustainabilityprofessionals.org/…„>www.sustainabilityprofessionals.org/…)
Green Project Management (Richard Maltzmann, David Shirley): EarthPM (http://www.earthpm.com„>http://www.earthpm.com)
PMBOK Guide 5th Edition: PMI (www.pmi.org/…„>www.pmi.org/…)
ISO 14000 Environmental Management: ISO (www.iso.org/…„>www.iso.org/…)
PRiSM (Projects integrating Sustainable Methods; http://www.greenprojectmanagement.org/prism“>www.greenprojectmanagement.org/…)
TenStep Whitepaper „You can manage Green Project Management“ (GreenPM): http://www.green-pm.com/…
Der Autor Kai Weber ist Gründer und Geschäftsführer der werusys Industrieinformatik mit 20 Jahren Erfahrung aus der IT- und Umwelt-Projektarbeit. Der Dipl.-Physiker und ausgebildete Umwelttechnologe ist vom Project Management Institute zertifizierter Project Management Professional®.
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