„Die derzeitige Energiewendepolitik lässt noch keine kohärente Strategie erkennen, mit der die großen Herausforderungen eines Komplettumbaus aller Sektoren der Energieversorgung in der notwendigen Zeit bis 2050 wirksam bewältigt werden könnten.“ Zu diesem Schluss kommt eine Kurzstudie von Dr. Joachim Nitsch, ehemaliger Leiter der Abteilung Systemanalyse und Technikbewertung am Institut für Technische Thermodynamik des DLR in Stuttgart, die dieser im Auftrag des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE) aktuell erstellt hat. Ziel der Kurzstudie mit dem Titel „Die Energiewende nach COP 21 – Aktuelle Szenarien der deutschen Energieversorgung“ war es, auf die Differenzen hinzuweisen, die zwischen dem bestehen, was die Bundesregierung auf der Pariser Klimakonferenz unterschrieben hat und dem, was sie in ihrer täglichen Politik tut.
Würde der gegenwärtige Kurs fortgesetzt, wie er sich z.B. in der Begrenzung des Ausbaus von Wind- und Solarstrom im EEG 2016 manifestiert (siehe auch unsere Meldung „EEG Novelle 2016: Vom Fördergesetz zur Ausbaubremse“ vom 5.2.2016), „würden die fossilen Energieträger auch noch zur Jahrhundertmitte mit 70 bis 75 Prozent das Energiesystem dominieren“. Auf seinem Neujahrsempfang am 24. Februar, der zugleich 25-Jahr-Feier des BEE war, forderte Verbandspräsident Fritz Brickwedde, die Bundesregierung müsse ihren Kurs ändern und den Ausbau der Erneuerbaren Energien in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr ernsthaft vorantreiben. In der Nitsch-Studie sei bewusst konservativ gerechnete worden. „Doch auch bei vorsichtiger Berechnung lautet die Botschaft: Wir haben keine Zeit zu verlieren“, so Brickwedde.
Vor allem in den Sektoren Wärme und Verkehr hinke Deutschland weit hinterher. Und ein Abbremsen beim Ausbau des Ökostrom-Bereichs könnten wir uns daher ebenso wenig erlauben. Im Stromsektor sei es unabdingbar, den Ausbaukorridor deutlich über jene 45 Prozent anzuheben, die im Koalitionsvertrag vereinbart worden sei. Bekanntlich stehen die Klima- und Energieziele der Bundesregierung unter Vorbehalt der Ergebnisse von Paris. „Diese sind anzupassen, wie es die Öffnungsklausel des Koalitionsvertrags vorsieht.“ Notwendig sei eine Aufholjagd, sonst könne Deutschland seine Treibhausgasemissionen bis 2020 nur um 32 Prozent gegenüber 1990 mindern und würde sein Reduktionsziel von 40 Prozent deutlich verfehlen. Bis zum Jahr 2050 würde die Treibhausgasminderung nur 58 Prozent erreichen. Statt der erforderlichen 95 Prozent.
Eine ebenfalls aktuell erschienene Studie von Greenpeace bezieht die Vorgaben der COP21-Ergebnisse von Paris bereits ein, und kommt zu dem Ergebnis, dass die weltweiten CO2-Emissionen bis zum Jahr 2035 null erreichen müssten. Nur so könne der globale Temperaturanstieg auf 1,5°C begrenzt werden. Industrieländer wie Deutschland, so Greenpeace, müssten dabei früher als der globale Durchschnitt ihre Emissionen auf Null senken. Für Deutschland bedeute dies, dass der gesamte Energiebedarf noch vor 2035 mit 100% regenerativen Energien gedeckt werden müsse; der Stromsektor, der am weitesten fortgeschritten sei, bereits vor 2030.
Kurzstudie von NewClimate Institute im Auftrag von Greenpeace: Was bedeutet das Pariser Abkommen für den Klimaschutz in Deutschland?
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