Zweidrittel aller Heißgetränke werden in kundeneigenen Gefäßen konsumiert
Der Bundestagsabgeordnete Björn Simon, MdB, Mitglied im Umweltausschuss und Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Kreislauf- und Abfallwirtschaft, besuchte am Mittwoch, den 30.10.2019, das BDV-Mitgliedsunternehmen Heuser Verpflegungsautomaten in Dietzenbach bei Frankfurt. Gemeinsam mit Vertretern des Verbandes und weiteren Automatendienstleistern aus der Region diskutierte er die verschiedenen Möglichkeiten nachhaltiger Becherlösungen am Kaffeeautomaten und gab einen Einblick in die aktuelle politische Diskussion.
Neben Björn Simon und seinem Referenten Lukas Kreher sowie Gastgeber und BDV Vorstandssprecher Michael Heuser, nahmen BDV Geschäftsführer Dr. Aris Kaschefi, Referentin Sonja Klein und die Automatendienstleister und BDV-Mitglieder Gudrun Krämer (AP Südhessen GmbH & Co. KG) und Rainer Sauer (Sauer GmbH – Der Kaffee-Max) an der Diskussionsrunde teil.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde gab Dr. Kaschefi einen Einblick in die Herausforderungen der Vending-Branche bei der Umsetzung der Vorgaben aus der EU-Richtlinie zur Vermeidung von Kunststoffverpackungen (SUP). Um diese möglichst faktenbasiert führen zu können, hatte der BDV mehr als 100 Mitglieder zur Bechernutzung befragt.
90 Prozent der ausgegebenen Becher werden gesammelt
Über 80 Prozent der Kaffee-Automaten (Standgeräte und Kaffeevollautomaten) stehen heute in geschlossenen Bereichen, wie Büros, Produktionsstandorte oder Betriebs-Kantinen. Mehr als 25 Liter Kaffee werden pro Person und Jahr im Büro getrunken. Bereits heute werden 2/3 aller Heißgetränke aus kundeneigenen Gefäßen (Kunststoff-Mehrwegbecher oder Porzellantasse) ausgegeben.
Kaschefi betonte, dass der Kaffeeautomat heute in vielen Unternehmen Treffpunkt der Mitarbeiter ist und eine wichtige soziale Funktion erfüllt – sei es beruflich zur schnellen Besprechung oder privat in den Pausen. Aufgrund dieser sozialen Aufgabe ist die Preiskalkulation oft ein Betriebsrats-Thema. Getränke und auch Snacks werden zu sozialverträglichen Preisen ausgegeben.
Papierbecher statt Kunststoff?
Am praktischen Beispiel in der betriebseigenen Werkstatt demonstrierte Michael Heuser die verschiedenen Optionen der Bechernutzung am Heißgetränke-Standgerät. Neben dem klassischen Einwegbecher aus Kunststoff steigt bei Unternehmen vor allem die Nachfrage nach einer Umstellung auf Papierbecher. Das bestätigten auch Gudrun Krämer und Rainer Sauer. Diese ist meist unkompliziert möglich, geht aber mit einer Preissteigerung von 5-10 Cent einher.
Den Zwiespalt der Branche erläuterte BDV-Geschäftsführer Aris Kaschefi an diesem Beispiel: Die SUP ist noch nicht in nationales Recht umgesetzt. Kunden-Unternehmen fragen aber bereits heute schon bei Automaten-Dienstleistern als Alternative zum Kunststoff-Einweggefäß den Papierbecher an. Gespräche mit Experten aus Politik und Umweltbehörden zeigen jedoch, dass derzeit noch ungeklärt ist, welche Materiallösung überhaupt ökologisch vorzugswürdig ist, wo in der Praxis nur Einweg möglich ist.
MdB Björn Simon zeigte sich zustimmend hinsichtlich der Vielschichtigkeit der offenen Fragestellungen die Branche betreffend. Bisher sei im Umweltausschuss noch keine faktenbasierte Entscheidung in der Sache möglich, da Ökobilanzen der verschiedenen Alternativen fehlen. Er persönlich möchte Schnellschüsse vermeiden, mit denen am Ende Kunststoff durch Materialien substituiert wird, die in der Ökobilanz schlechter sind.
Sensibilisierung für den Becher-Stop
Mittlerweile gibt es für Standorte, an denen weder hygienische noch arbeitssicherheitsrechtliche Gründe dagegensprechen, auch Mehrwegbecher aus Kunststoff, die der Automat ausgeben kann. Diese Lösungen sind allerdings mit einem hohen Aufwand verbunden: Für ein Mehrweg-Konzept müssen Rücknahmegeräte vor Ort und Reinigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die Bereitschaft der Kunden für die Einrichtung dieser kostenintensiven Infrastruktur-Lösungen im Unternehmen sollten ebenfalls gegeben sein.
Die optimale Lösung ist in der Regel die Becher-Stop-Funktion des Automaten. Bereits seit vielen Jahren wird durch eine Sensor-Technologie am Automaten dem Verbraucher ermöglicht, Kaffee in Kunden eigene Becher und Tassen abzufüllen. 70 Prozent der befragten Automatendienstleister verkaufen das Heißgetränk im eigenen Becher günstiger. Viele von ihnen bieten ihren Kunden dazu speziell gebrandete Mehrweg- oder Porzellanbecher an und weisen aktiv auf die Ressourcenschonung hin.
Einig waren sich alle Diskussions-Teilnehmer, dass Umweltschutz und Nachhaltigkeit höchste Priorität haben, aber auch mit zusätzlichen Kosten verbunden sind. Eine Umstellung von heute auf morgen ist allerdings auch aufgrund der fehlenden Fakten zu Alternativlösungen nicht umsetzbar. Der BDV wird gemeinsam mit seinen Mitgliedern weiter aktiv an einem Nachhaltigkeitskonzept der Vending-Branche arbeiten und den regelmäßigen Austausch mit der Politik fortsetzen.
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