Wertschöpfung durch Energiewende
Das Erneuerbare-Energiengesetz (EEG) muss reformiert werden – darin waren sich die Politiker, Branchenvertreter und Wissenschaftler, die gestern zur Fachkonferenz windWERT der Netzwerkagentur windcomm schleswig-holstein ins Kieler Schloss gekommen waren, einig. Doch wie schnell und in welcher Form dies geschehen soll, das wurde in der Podiumsdiskussion während der Veranstaltung kontrovers diskutiert. 180 Teilnehmer verfolgten die eintägige Fachkonferenz über Finanzierung, politische Rahmenbedingungen und technische Innovationen der Windenergienutzung, die in diesem Jahr zum dritten Mal stattfand.
Der schleswig-holsteinische Energiewendeminister Dr. Robert Habeck forderte während der Podiumsdiskussion, „ein EEG, das diesen Namen verdient“, dürfe nicht hohen Stromverbrauch belohnen, indem es energieintensive Gewerbe vom Netzentgelt befreie. Er kritisierte die aktuelle Strompreis-Debatte: „Der Strompreis entscheidet nicht über die soziale Frage!“ Professor Dr. Claudia Kemfert, Abteilungsleiterin Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und Autorin des Buches „Kampf um Strom“, schlug vor, lieber über eine „Heizpreisbremse“ zu sprechen, wenn es um soziale Fragen gehe – „Bei der Energiewende sollten wir über die volkswirtschaftlichen Vorteile reden.“
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Ingbert Liebing benannte einen Schwachpunkt des EEG: derzeit werde vor allem belohnt, möglichst viel erneuerbare Energie zu erzeugen, sodass die Preise am Strommarkt sinken. „Wir wollen nicht, dass wertvoller Strom aus erneuerbaren Quellen an der Strombörse zu Niedrigpreisen verramscht wird, sondern wir wollen den Strom dann, wenn der Bedarf da ist.“ Hermann Albers, Vizepräsident des Bundesverbands WindEnergie (BWE), ging darauf ein und forderte, eine Grünstrombörse zu schaffen und das Grünstromprivileg wieder einzuführen. „Die Verbraucher haben ein Interesse daran, erneuerbaren Strom direkt zu kaufen.“ Albers sprach sich gegen eine überstürzte EEG-Novelle aus: „Der europäische Vergleich zeigt, dass andere Fördersysteme nicht effizienter waren. Im Gesetzestext steht, dass 2015 die nächste EEG-Novelle kommt. Wir werden diese Zeit brauchen, um die große Systemveränderung hinzukriegen.“
Auf die regionale Wertschöpfung durch erneuerbare Energien ging Dr. Frank Nägele ein, Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministerium. Er betonte, ihm seien vor allem die Bausteine des EEG wichtig, die für Wertschöpfung im Umfeld der Windkraftstandorte und für Investitionen und Ansiedlungen von Windkraft-Service- und Produktionsbetrieben sorgten.
Dr. Nägele nutzte die Gelegenheit, der Netzwerkagentur windcomm den Förderbescheid der Landesregierung über 390.000 Euro für die nächsten zwei Jahre zu übergeben. Er betonte, dies sei keine Subvention, sondern eine Investition, denn das Branchencluster windcomm schleswig-holstein bereite mit seiner Arbeit den Boden für die Windkraftindustrie.
„Wir wollen den Informationsaustausch zwischen Wirtschaft und Politik fördern, damit der Windkraft-Ausbau vorankommt“, sagte Holger Arntzen, der als windcomm-Projektmanager die windWERT organisiert. „Auf den neu ausgewiesenen Windkraft-Eignungsflächen können Windenergieanlagen mit einer Leistung von insgesamt 3.500 Megawatt gebaut werden. Das entspricht einem Investitionsvolumen von über 5 Milliarden Euro, das vor allem den ländlichen Gemeinden zu Gute kommt.“
Die Forderung nach sicheren Rahmenbedingungen für den Windkraft-Ausbau zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung. Dr. Klaas Ziervogel, Fachanwalt der Kieler Kanzlei Cornelius Krage, gab Ratschläge, was Bürgerwindpark-Gesellschaften beachten müssen, um nicht unter die sehr strengen Regeln für Investmentvermögen nach dem neuen Kapitalanlagegesetz zu fallen, das erst im Juli dieses Jahres verabschiedet wurde. Weitere Referenten informierten über Projektfinanzierung und Projektmanagement, Windstrom-Vermarktung in Skandinavien, die wichtige statistische Datenerfassung der Windparks in Schleswig-Holstein, lasergestützte Windmessungen und innovative Warnlichter an Windkraftanlagen, die sich nur dann einschalten, wenn sich ein Flugkörper nähert.
Im Anschluss an die Konferenz blieb rund die Hälfte der Teilnehmer im Kieler Schloss, um eine Vortragsveranstaltung der Kieler Wirtschaftsförderung KiWi zu hören, in der es unter anderem um Kostensenkungspotenziale der Offshore-Windenergie ging. Den Abend nutzten die Branchenvertreter für die Kontaktpflege in informeller Runde.
Die nächste windWERT findet am 26. August 2014 statt. Weitere Informationen finden Sie unter www.windcomm.de.
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